Screenreader – Zugriff auf Inhalte ohne Sicht

Was ist ein Screenreader?

Ein Screenreader ist eine Software, die Bildschirmtexte und Benutzeroberflächen analysiert und in Sprache oder Braille übersetzt. Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit nutzen Screenreader, um Websites, Programme, Apps und Dokumente zu bedienen – entweder per Sprachausgabe oder über eine Braillezeile.

Der Screenreader liest dabei nicht das visuell sichtbare Layout, sondern die zugrunde liegende Struktur, z. B. HTML-Tags, ARIA-Attribute und semantische Beziehungen. Damit ist er auf korrekt aufgebauten, barrierefreien Code angewiesen.


Wie funktioniert ein Screenreader?

Screenreader greifen auf den Accessibility Tree des Betriebssystems oder Browsers zu – also die strukturierte, für Maschinen interpretierbare Version des Inhalts. Sie erfassen u. a.:

  • Überschriften

  • Links

  • Formularfelder

  • Tabellen

  • Schaltflächen

  • ARIA-Rollen und Zustände

  • Fehlermeldungen und Statusanzeigen

Per Tastatur (z. B. Tab, Pfeiltasten, Enter) navigieren Nutzer:innen durch diese Elemente, während der Screenreader Inhalte vorliest oder in Braille wiedergibt.


Bekannte Screenreader

  • NVDA (NonVisual Desktop Access) – kostenlos, Windows

  • JAWS (Job Access With Speech) – kommerziell, Windows

  • VoiceOver – integriert in macOS, iOS und iPadOS

  • TalkBack – Android

  • Narrator – Windows-eigener Screenreader

Jede Software hat leicht unterschiedliche Tastenkombinationen und Verhaltensweisen – deshalb ist Testen mit mehreren Screenreadern empfehlenswert.


Warum sind Screenreader zentral für Barrierefreiheit?

Viele Nutzer:innen sind auf Screenreader angewiesen, um:

  • Websites zu lesen und zu bedienen

  • Formulare auszufüllen

  • PDFs zu erfassen

  • E-Mails zu schreiben

  • Online einzukaufen, Bankgeschäfte zu erledigen, Behördenformulare einzureichen

Wenn Inhalte nicht korrekt ausgezeichnet oder zugänglich sind, bleiben sie für diese Nutzer:innen unsichtbar.


Was brauchen Screenreader, um richtig zu funktionieren?

  • semantisch korrektes HTML (z. B. h1, nav, button)

  • Alt-Texte für Bilder

  • überschriftenbasierte Struktur

  • beschriftete Formulare mit <label>-Elementen

  • Tastaturnavigation

  • sichtbarer Fokus

  • ARIA-Rollen und Zustände (z. B. aria-expanded, role="dialog")

  • korrekte Sprachangabe für Inhalte (lang-Attribut)


Häufige Probleme im Zusammenspiel mit Screenreadern

  • Layout ohne echte Semantik (z. B. <div> statt <button>)

  • fehlende oder doppelte Beschriftungen bei Formularfeldern

  • fehlende visuelle Fokusanzeige (Nutzer:innen verlieren die Orientierung)

  • falsche Lese-Reihenfolge (z. B. durch CSS verändert, aber nicht im Code abgebildet)


Rechtliche Relevanz

Die WCAG (v. a. 1.3.1, 2.4.3, 3.3.2, 4.1.2) fordern die vollständige Zugänglichkeit von Inhalten über assistive Technologien. Die EN 301 549 und BITV setzen dies ebenfalls voraus. Ab 2025 wird die Unterstützung von Screenreadern für viele Unternehmen auch durch das BFSG verpflichtend.

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