WCAG 2.2: Was hat sich geändert?

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sind der weltweit anerkannte Standard für digitale Barrierefreiheit. Sie bieten klare Richtlinien, um sicherzustellen, dass Websites, mobile Anwendungen und digitale Inhalte für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind. Die neueste Version, WCAG 2.2, baut auf den vorherigen Versionen auf und bringt wichtige Ergänzungen und Änderungen mit sich, die vor allem Nutzern mit kognitiven, motorischen und sensorischen Einschränkungen zugutekommen sollen.

In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die neuen Erfolgskriterien, ihre Auswirkungen auf die Webentwicklung und warum Unternehmen sowie öffentliche Einrichtungen diese Standards so schnell wie möglich umsetzen sollten.


1. Warum gibt es WCAG 2.2?

Die WCAG-Richtlinien werden regelmäßig aktualisiert, um sich an neue technologische Entwicklungen und Erkenntnisse im Bereich der Barrierefreiheit anzupassen. WCAG 2.2 wurde entwickelt, um einige bestehende Lücken zu schließen, insbesondere in Bezug auf die Nutzung mobiler Endgeräte und die Anforderungen von Menschen mit kognitiven Einschränkungen.

Die neue Version ist eine Erweiterung von WCAG 2.1 und ergänzt diese um weitere Erfolgskriterien, ohne bisherige Anforderungen zu verändern oder zu entfernen. Dadurch bleibt die Abwärtskompatibilität gewährleistet – eine Website, die WCAG 2.1-konform ist, erfüllt also bereits einen Großteil der Anforderungen von WCAG 2.2.


2. Die neuen Erfolgskriterien von WCAG 2.2

WCAG 2.2 ergänzt die bestehenden Richtlinien um insgesamt neun neue Erfolgskriterien, die verschiedene Aspekte der digitalen Barrierefreiheit verbessern. Die wichtigsten Neuerungen umfassen:

2.1 Verbesserte Tastaturbedienbarkeit

Menschen mit motorischen Einschränkungen sind oft auf die Tastatursteuerung angewiesen, um digitale Inhalte zu navigieren. WCAG 2.2 verschärft die Anforderungen an die Tastaturbedienbarkeit, indem sichergestellt wird, dass alle interaktiven Elemente vollständig über die Tastatur erreichbar und bedienbar sind. Dies schließt unter anderem komplexe Dropdown-Menüs und interaktive Formulare ein.

2.2 Fokus-Indikatoren für verbesserte Navigation

Ein weiteres wichtiges Kriterium von WCAG 2.2 ist die bessere Sichtbarkeit von Fokus-Indikatoren. Nutzer, die ausschließlich mit der Tastatur navigieren, müssen klar erkennen können, welches Element gerade den Fokus hat. Websites und Anwendungen müssen daher deutlich sichtbare Umrandungen oder farbliche Markierungen für interaktive Elemente implementieren.

2.3 Verbesserte Unterstützung für kognitive Einschränkungen

Ein bedeutender Schwerpunkt der neuen Richtlinien liegt auf Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Inhalte und Navigationselemente müssen klar und verständlich sein. Beispielsweise sollen CAPTCHA-Verfahren barrierefreier gestaltet werden, indem alternative Methoden zur Verifizierung bereitgestellt werden, die keine komplexen visuellen oder textbasierten Aufgaben erfordern.

2.4 Verbesserte Touch-Interaktionen

Mit der zunehmenden Nutzung von mobilen Endgeräten gibt es in WCAG 2.2 neue Anforderungen an Touch-Interaktionen. Interaktive Elemente müssen groß genug sein, um leicht mit dem Finger ausgewählt zu werden, ohne dass versehentliche Berührungen andere Funktionen auslösen. Dies verbessert die Benutzerfreundlichkeit insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik.


3. Auswirkungen für Unternehmen und Entwickler

Die neuen WCAG 2.2-Anforderungen bedeuten für Unternehmen und Webentwickler, dass bestehende digitale Angebote möglicherweise angepasst werden müssen. Besonders Betreiber von öffentlichen Websites, E-Commerce-Plattformen und Apps sollten sicherstellen, dass ihre Inhalte den neuen Standards entsprechen. Folgende Maßnahmen sind entscheidend:

  • Überprüfung bestehender Websites auf die neuen Erfolgskriterien

  • Anpassung von Navigationselementen und Interaktionen

  • Implementierung alternativer Verifikationsmethoden für CAPTCHA-Systeme

  • Optimierung für mobile Barrierefreiheit

Informative Ratgeber und redaktionelle Artikel rund um digitale Barrierefreiheit

Weitere Artikel entdecken

Ein Mann prüft am Computer mithilfe digitaler Tools wie WAVE, axe und Lighthouse, ob die Website barrierefrei gestaltet ist.

Automatisiertes Barrierefreiheits-Testing mit axe, WAVE & Lighthouse

Automatisiertes Barrierefreiheits-Testing mit axe, WAVE und Lighthouse bringt Accessibility-Prüfungen direkt in euren Dev-Prozess: Von der lokalen Code-Extension über Pre-Commit-Hooks bis zur CI/CD-Pipeline sorgen diese Tools für schnelle, skalierbare Audits nach WCAG-Standards. axe glänzt mit tiefgehenden Regelsets für semantisches HTML und ARIA, WAVE liefert visuelles Feedback auf der Seite, und Lighthouse bietet zusätzlich Performance- und SEO-Checks. Durch frühzeitige Fehlererkennung in Pull-Requests und nächtliche Full-Site-Scans lassen sich Regressionen vermeiden und alle Releases revisionssicher dokumentieren.

Für reibungslose Abläufe empfiehlt es sich, automatische Builds bei kritischen Violations abbrechen zu lassen, Tickets via Bot zu erzeugen und KPI-gedriebene Dashboards zu pflegen. das IFDB – Institut für digitale Barrierefreiheit unterstützt euch dabei mit zertifizierten Audits, maßgeschneiderten Schulungen und Managed Monitoring, damit eure Produkte dauerhaft 100 % gesetzeskonform und inklusiv bleiben.

Weiterelesen
Frau sitzt an einem Schreibtisch und gestaltet am Computer ein modernes Webdesign mit Fokus auf Farben und Kontraste. Das Bild symbolisiert barrierefreies Design und visuelle Lesbarkeit für inklusive digitale Inhalte

Designrichtlinien für Inklusion – Farben, Kontraste & visuelle Lesbarkeit

Damit alle Nutzer per Tastatur klar erkennen, welches Element gerade aktiv ist, solltest du für Links und Buttons deutliche Fokusrahmen definieren – zum Beispiel einen 3 Pixel breiten, kontrastreichen Rand mit ausreichend Abstand zum umgebenden Inhalt. Achte darauf, dass dieser Rahmen stets gut sichtbar bleibt und nicht zu dünn oder farblich zu unauffällig ausfällt.

Für aufklappbare Untermenüs sind ARIA-Attribute unverzichtbar: Mit aria-expanded signalisierst du, ob das Submenü geöffnet ist, und über aria-controls verknüpfst du den auslösenden Button mit dem entsprechenden Menü. Zusätzlich zeigt aria-haspopup an, dass eine weitere Ebene folgt. So verstehen Screenreader zuverlässig, wann Nutzer auf ein Dropdown stoßen und in welchem Zustand es sich befindet.

Auch die mobile Navigation lässt sich barrierefrei umsetzen: Ein einfacher Hamburger-Button trägt aria-expanded=“false“ und aria-controls=“mobile-menu“ und toggelt beim Klick das versteckte

Weiterelesen
Ein diverses Team sitzt gemeinsam vor einem Bildschirm und betrachtet motiviert Inhalte am Monitor. Die Szene steht exemplarisch für eine barrierefreie Zusammenarbeit in modernen Unternehmen, in denen digitale Teilhabe, Teamarbeit und inklusive Arbeitskultur gefördert werden.

Navigation barrierefrei gestalten – Was eine zugängliche Menüführung ausmacht

Damit alle Nutzer per Tastatur klar erkennen, welches Element gerade aktiv ist, solltest du für Links und Buttons deutliche Fokusrahmen definieren – zum Beispiel einen 3 Pixel breiten, kontrastreichen Rand mit ausreichend Abstand zum umgebenden Inhalt. Achte darauf, dass dieser Rahmen stets gut sichtbar bleibt und nicht zu dünn oder farblich zu unauffällig ausfällt.

Für aufklappbare Untermenüs sind ARIA-Attribute unverzichtbar: Mit aria-expanded signalisierst du, ob das Submenü geöffnet ist, und über aria-controls verknüpfst du den auslösenden Button mit dem entsprechenden Menü. Zusätzlich zeigt aria-haspopup an, dass eine weitere Ebene folgt. So verstehen Screenreader zuverlässig, wann Nutzer auf ein Dropdown stoßen und in welchem Zustand es sich befindet.

Auch die mobile Navigation lässt sich barrierefrei umsetzen: Ein einfacher Hamburger-Button trägt aria-expanded=“false“ und aria-controls=“mobile-menu“ und toggelt beim Klick das versteckte

Weiterelesen
Kontaktieren sie uns!

Mit der IFDB haben Sie einen starken Partner an Ihrer Seite, wenn es um die Barrierefreiheit digitaler Angebote geht.

Wir stehen Ihnen gerne für alle Fragen zur Verfügung – auch telefonisch.

Vorteile der Access Ready Zertifizierung nach EU 2019/882:

Was sind die nächsten Schritte?

1

Wir prüfen Ihr digitales Angebot auf digitale Barrierefreiheit.

2

Terminvereinbarung für kostenfreie & unverbdindliche Erstberatung.

3

Zertifizierung des digitalen Auftritts. Gesetzeskonsform & barrierefrei

Kostenloser Compliance Check & Erstgespräch!